Las gerade die Biographie über Sergius Golowin, welche einer seiner Söhne im Jahre 2015 publizierte, und war vom tiefgründigen Ansatz sehr überrascht, natürlich aber auch angetan. Es war ein Hochgenuss dieses Werk zu lesen und obwohl ich mich bereits relativ intensiv mit dem Mythen- und Märchenerforscher auseinandergesetzt habe, offenbarte sie mir dennoch etliche Facetten, welche mir bis anhin noch nicht dermassen detailreich vertraut waren.
Sergius Golowin gehört zu jenem kleinen Kreis an Menschen, welche ich sehr gerne einmal persönlich kennengelernt hätte, dies jedoch irgendwie nie schaffte, auch wenn sein Geist in meinem Dasein immer wieder in Erscheinung trat und die Wahrscheinlichkeit durchaus gegeben war, dass ich ihm früher oder später einmal über den Weg laufe. Es sollte nicht sein, da mir das Universum jedoch postmortal, mit einem grossen Augenzwinkern, gleichwohl noch ein bewusstseinserweiterndes Andenken von ihm zustellte, ist auch diese unrealisierte Möglichkeit keine grossartige Tragödie, selbst wenn ich der Meinung bin, dass er eine der ganz grossen Seelen war. Dazu aber später mehr, denn die Geschichte beginnt früher.
Zum ersten Mal in Kontakt mit seinem Geist kam ich durch das legendäre Buch: «Die Welt des Tarot», welches er mit Walter Wegmüller zusammen entwarf. Im Gegensatz zu Sergius Golowin, lernte ich diesen etliche Jahre später auch persönlich kennen, wobei seine Erscheinung sehr sympathisch und angenehm auf mich wirkte.
Da ich mich zu dieser Zeit, mitten in der Adoleszenz, gerade in einer sehr schwierigen Phase befand und einer mächtigen Hybris verfallen war, verdichtete sich in mir die Idee, dass Sergius Golowin ein Eingeweihter sein musste, welcher mir eventuell helfen könnte, meine damalige Vision zu verwirklichen. Schrieb ihm daraufhin einen kurzen Brief, welcher wohl überaus wirr und verrückt klang, weshalb es aus heutiger Sicht auch kein Wunder ist, dass ich darauf nie eine Antwort erhielt.
Als ich etwas später noch entdeckte, dass er ein guter Freund von HR Giger war und zahlreiche weitere Bücher von ihm las, erweckte er mein Interesse natürlich noch mehr und als mir schliesslich eine Verkäuferin im legendären «Spacenik» erzählte, man treffe ihn oft in der Kneipe mit dem Namen «Drei Eidgenossen» in Bern an, besuchte ich diese auch zwei oder drei Mal, in der Hoffnung dort auf ihn zu treffen. Las in dieser Zeit ebenfalls den für mich sehr inspirierenden Roman «Luciferianum» von Simon-Noël Godenzi, wo es im Kapitel GOTOS zu einem magischen Treffen in dieser Kneipe kommt, welches sehr viel mit meiner eigenen Persönlichkeit zu schaffen hat, was die Hoffnung auf eine Begegnung noch nährte, aber leider gelang es mir auch da nicht, diese faszinierende Persönlichkeit zu treffen.
Lernte dann, durch meinen inzwischen verstorbenen Freund AKRON, den Alchemisten Urs Tremp im Gigeregg näher kennen, woraus sich eine sehr spezielle und tiefe Bekanntschaft formte. Da zu seinem Freundeskreis ebenfalls der Sergius Golowin gehörte, sprachen wir etliche Male darüber, diesen per Gelegenheit einmal zusammen zu besuchen, nur leider kam es dann nie dazu, weil er für uns alle ziemlich überraschend verstarb, was ich natürlich sehr bedauerte.
Als einige Zeit danach auch der Urs Tremp die Schwelle überschritt, welcher für mich eine genau so grosse Inspirationsquelle war, kam es zufälligerweise dazu, dass ich die Witwe von HR Giger – da mein Weg eh über Zürich führte – nach dessen Beerdigung mit meinem Fahrzeug in ihr Heim chauffierte.
Kamen auf der Fahrt irgendwie auf eine sehr spezielle, hermetische Essenz zu sprechen, wobei ich erwähnte, dass ich ihre Wirkungsweise bis zu diesem Zeitpunkt nicht kannte, sie jedoch bereits seit längerem einmal erforschen wollte. Dies führte dazu, dass sie mir bei der Ankunft in ihrem mystischen Reich zwei kleine Flakons mit dieser Essenz schenkte, die anscheinend aus dem Besitz von Sergius Golowin – nach seinem Tod – über seine zweite Frau Heidi in ihren Besitz kamen. Sie munkelte auch noch etwas darüber, was mir die Angelegenheit noch mystischer erscheinen liess, von dem ich jedoch bis heute nicht weiss, ob es auch wirklich den Tatsachen entspricht. Aber egal, ich empfand diese Synchronizität durchwegs verzaubernd und war völlig überrascht, was für Windungen das Universum manchmal nimmt und fühlte mich durch die postmortale Gabe dieser grossartigen Persönlichkeit sehr geehrt.
Lernte ihn also leider nie wirklich persönlich kennen, aber möchte ihm auf diesem Weg gleichwohl ein kleines Denkmal widmen und mich für sein überaus facettenreiches Werk bedanken, welches mich wohl bis zu meinem eigenen Abschied aus dieser Welt immer wieder inspirieren wird. Er war ein wahrlich grosser Denker und ein tiefgründiger Erforscher der Hermetik, wodurch er mir unzählige Sichtweisen eröffnete, zum Beispiel auf die Geschichte der freien Schweiz, welche mir ohne seine Arbeit definitiv verborgenen geblieben wären. Wenn sich also jemand ernsthaft mit Hexen, Hippies und Rosenkreuzern oder ähnlichem beschäftigen will, dem lege ich seine Werke eindringlich ans Herz.