Bin in meinem Reich eigentlich ständig von seinen Kunstwerken umgeben, aber in den letzten zwei, drei Jahren liess ich meine Sammlerleidenschaft ein wenig ruhen, denn inzwischen kann ich meine Schätze ja nicht einmal mehr alle aufhängen, weil es mir schlicht und einfach an leeren Wänden mangelt. Selbst im Badezimmer sind die freien Flächen schon mit Lithographien, sowie Kunstdrucken tapeziert und auch in der Schublade lagern noch hochwertige Bilder, obwohl ich das fast für ein Verbrechen halte. Nun drängte sich mir HR Giger aber wieder einmal etwas intensiver ins Bewusstsein, denn zum einen las ich gerade die erste Biographie, welche über ihn verfasst wurde, dann konnte ich mir nach jahrelangem Suchen die Skulptur «Spell I» zu einem vernünftigen Preis ergattern und nun bekam ich vor kurzem auch noch ein gutes Angebot, um einen raren Druck des Bildes «Victory V Satan» zu erwerben, welchem ich unmöglich widerstehen konnte.
Aber der Reihe nach: Die Biographie von Hurka über HR Giger ist vom Inhalt her zwar ganz passabel, schliesslich erarbeitete er es anfänglich auch mit dem Meister höchstpersönlich, nur wurde die Zusammenarbeit nicht zu Ende geführt, was sich jetzt in der Endfassung sehr negativ auswirkt. Das Lektorat ist definitiv unterirdisch, denn man erkennt beim Lesen des Textes noch nicht einmal ein Korrektorat, und die Illustration ist – wohl wegen mangelnden Bildrechten – definitiv eine Katastrophe. Wenn man bedenkt, wieviel Wert HR Giger auf die Perfektion seiner eigenen Publikationen legte, kann man es schon fast als eine Frechheit betrachten, ein dermassen schludriges Werk über ihn in einer dermassen billigen Aufmachung auf den Markt zu bringen. Das Buch ist folglich nicht einmal im Ansatz ein grossartiges Sammlerstück für bibliophile Fans von HR Giger, wie ich beispielsweise einer bin, sondern lediglich eine inhaltliche Ergänzung zum Thema, die man halt gleichwohl irgendwie in sein Bücherregal stellen muss.
Versuchte vor ungefähr zehn Jahren eigentlich den Willi Wottreng davon zu überzeugen, eine offizielle Biographie über HR Giger zu verfassen, denn schliesslich ist er auf diesem Gebiet ein begnadeter Schriftsteller (siehe z.B.: Tino – König des Untergrundes) und verkehrte früher sicher teilweise auch in den gleichen zürcherischen Subkulturen wie der Meister der dunklen Kunst, was ihn sozusagen zu einem Zeitzeugen seines Wirkens macht. Leider ist mir dieses Vorhaben jedoch nicht gelungen, weil es ihm irgendwie zu anstrengend gewesen war, was ich nun noch viel mehr bereuen, als ich es damals schon tat. Bin immer noch davon überzeugt, dass er der richtige Mann gewesen wäre, um eine würdige Biographie zum Themenkomplex HR Giger zu verfassen.
Wenden wir uns also wieder den erfreulichen Dingen zu: Ärgerte mich über Jahre, dass ich mir beim Erscheinen der Skulptur «Spell I» kein Exemplar davon sicherte, denn schon kurz nachdem die 666 Stücke umfassende Auflage ausverkauft war, stiegen die Preise dafür schier ins unermessliche. Beobachtete danach über lange Zeit den Markt, stiess jedoch nie auf ein Exemplar, welches für mich vom Preis her einigermassen in Ordnung war, bis ich vor kurzem im Internet über ein faires Angebot stolperte. Musste dann, um mir dieses Teil zu sichern, augenblicklich zuschlagen und darauf hoffen, dass ich im Endeffekt auch das bekomme, was ich mir von diesem Investment erhoffte.
Da dieses dunkle Juwel erst noch den Atlantik zu überqueren hatte, sass ich natürlich einige Tage wie auf Nadeln, bevor ich das Paket endlich öffnen konnte, um mir ein Bild über seinen Zustand zu verschaffen. Wie sich jedoch herausstellte, war damit alles in bester Ordnung und so schmückt nun das Exemplar 466 von 666 mein Reich und erfreut mein Herz jeden Tag aufs Neue, wenn ich mich in meiner Wohnung aufhalte.
Nur etwa eine Woche später, als ich einem alten Freund eher zum Spass wieder einmal ein Angebot für einen Druck machte, den dieser schon seit langem in seinem Keller bunkerte, stieg dieser kurze Zeit später – sehr zu meiner Überraschung – darauf ein und bot ihn mir zum Kauf an. Hatte momentan eigentlich nicht vor, noch mehr Geld in meine HR Giger Leidenschaft zu investieren, aber da es ein sehr seltener Druck ist und ich wegen dem Urs Tremp noch eine überaus persönliche Bindung zu dieser Auflage habe, konnte ich es natürlich nicht ausschlagen.
Das Bild «Victory V Satan» gab es 1984 als fünffarbigen, signierten Druck zu gewinnen, wenn man sich das damals neu erschienene Buch «Necronomicon II» bestellte. Damals wurden zwischen 50 – 100 Stücke verlost und erst Jahre später, zur Unterstützung der Zeitschrift «Essentia», dessen Herausgeber Urs Tremp war, wurden noch einmal dreissig Stücke zum Verkauf angeboten, wobei diese zusätzlich noch nummeriert wurden. Gehe davon aus, dass dies der Restbestand der Verlosung war, viel mehr als hundert Stück wird es davon also nicht geben. Darf nun die Nummer 15/30 des späteren Verkaufsangebotes mein Eigentum nennen und freue mich sehr über diesen Neuzugang, welcher für meine Sammlung eine tolle Bereicherung darstellt.